Beurteilung
Ferrys bekanntestes Werk war „Der Waldläufer“ (1850), einer der schönsten und bedeutendsten Abenteuerromane der Weltliteratur.
Michael Koser schrieb dazu in seinem Nachwort zur „Waldläufer“-Ausgabe im Fischer Taschenbuch Verlag:
… Die dramatischen Höhepunkte im »Waldläufer« – der Indianer-Angriff auf das Goldgräberlager, die Belagerungen der Insel im Rio Gila und des Felsens an den Nebelbergen, die gefährliche Kanufahrt auf dem Colorado, der Kampf am Büffelsee – sind auch von anderen Abenteuerroman-Autoren imitiert und nachempfunden worden. Aber keiner von ihnen, May nicht ausgenommen, hat die grandiosen theatralischen Effekte Ferrys erreicht, seine komplizierte Choreographie des Abenteuers, die zum romantischen Ballett des Todes wird, zu einem verschlungenen Muster von Personen, Aktionen und Emotionen, illuminiert durch bengalische Beleuchtung und vom atemlosen Leser aus der Vogelperspektive über der Wüste verfolgt. Man deklamiert mit theatralischem Pathos, Höhepunkte werden in langsamer Steigerung erreicht und dann wie auf der Bühne zelebriert, große Worte und große Gesten erinnern an spätromantisches Drama und spätromantische Malerei, an Victor Hugo und Eugène Delacroix; die Landschaft der Apacheria erweist sich als Täuschung, als perfekt konstruierte Kulisse, drapiert, beleuchtet, bemalt, um die Handlungseffekte ins rechte Milieu zu setzen, und alle Fäden laufen schließlich im vorgezogenen großen Finale am Büffelsee zusammen – eine einmalige Schau ist zu Ende, ein exotisch-romantisches Theaterstück, ein buntes »Gemälde der Sitten der Wüste«, ein großer Roman. Michael Koser
… F(erry)s früher Tod begünstigte unkontrollierte Bearbeitungen, Neuzusammenstellungen und Kürzungen, die insbesondere für seinen anhaltenden Erfolg als Jugendbuchautor entscheidend wurden. … Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur, Weinheim und Basel, 1984 |